Sonntag, März 26, 2006

Berechnung der Seitenwindkomponente für eine Cessna 172

Es gibt schon kuriose Suchabfragen, wie diese hier. Wie berechne ich die Seitenwindkomponenete für eine Cessna 172. Nun, die Cessna 172 ist so klein, dass Sie diesen Flugzeugtyp getrost bei der Ermittlung der Seitenwindkomponente (Crosswind) vernachlässigen können. ;)

Der Rest ist simple Mathematik (genauer Trigonometrie), die jeder Rechner zur Flugdatenermittlung (E6B) draufhaben sollte. Es gibt mehrere Wege der Ermittlung einer Seitenwindkomponente, entweder über die Analytische Geometrie (Winddreieck) oder halt über die Trigonometrie.

Machen wir es mal an einem Beispiel:

gegeben:
Flugrichtung = 030°
Windrichtung = 090°
Windgeschwindigkeit = 25 kts

gesucht?:
die Windkomponenten

Lösung:
Der Ingenieur und der Pilot machen sich immer eine Skizze. Das empfehle ich Ihnen auch. Sie muss nicht massstabsgetreu sein, nur um das Problem zu erfassen und auf den Lösungsansatz zu reduzieren. Da die Seitenwindkomponente immer im Rechten Winkel zur Flugrichtung verläuft, zeichnen Sie ein einfaches Rechtwinkliges Dreick. Dessen Hypotenuse verläuft in Windrichtung und stellt die Windgeschwindigkeit dar, als Resultierende sozusagen. Die Flugrichtung ist eine der Katheten. Die Crosswindkomponente bildet mit der Flugrichtung einen Rechten Winkel. Fertig?

Jetzt sehen Sie schon, wohin der Hase läuft. Flugrichtung und Windrichtung bilden einen Winkel, nennen wir ihn Alpha. Dann ist im Bezug auf diesen Winkel Alpha die Flugrichtung die Ankathete und die Cosswind.Komponente die Gegenkathete. Jetzt brauchen wir nur noch die Winkelbeziehungen aufstellen und schon haben wir's. Also, in einem Rechtwinkligen Dreieck gilt:

sin(alpha) = Gegenkathete / Hypotenuse
cos(alpha) = Ankathete / Hypotenuse

Ach ja, den Winkel Alpha brauchen wir noch. Er ist die Winkeldifferenz zwischen Windrichtung und Flugrichtung:

Alpha = 090° - 030° = 060°

Daraus folgt eingesetzt und gleich umgestellt:

Crosswind = sin 60° x 25 kts =21,65 kts
Headwind = cos 60° x 25 kts = 12,5 kts

Das war's schon! ;)

Sie sehen, dass hier der Wind im Verhältnis zur Flugrichtung von rechts vorn kommt. Das heisst, Sie haben eine Crosswindkomponente von rechts und eine Headwindkomponente (direkt von vorn). Diese simple Berechnungsmethodik können Sie bei jeder beliebigen Flug- und Windrichtung anwenden. Sie müssen nur beachten, dass ein Crosswind von links dann ein negatives Vorzeichen erhält. Dasselbe gilt für die Tailwindkomponente (direkt von hinten), sie erhält ebenfalls ein negatives Vorzeichen.

Sie können nun die oben angegebenen Formeln in ein Excel-Sheet reinklopfen und damit jede beliebige resultierende Windrichtung im Bezug auf die Flugrichtung in ihre Komponenten zerlegen und deren Windgeschwindigkeiten ermitteln.

Wie sagt einer unserer Fluglehrer immer:"Fliegerei ist kein Hexenwerk!". Und ich habe soeben zwei Dinge gezeigt. Nämlich, dass die Ermittlung der Seitenwindkomponente nichts anderes als angewandte Mathematik aus der Grundschule ist und damit auch, dass jeder der in Naturwissenschaften aufgepasst hatte, schon die halbe Miete der theorethischen Prüfung zum PPL-A in der Tasche hat.

Die Piloten unter meinen Lesern mögen mir verzeihen, dass ich auf Variation und Deviation hier nicht eingegangen bin, weil Ihr das erstens selber wisst, zweitens diese Einflussfaktoren in der Flugrichtung schon berücksichtigt sind und drittens ich hier keine Pilotenausbildung mache. Auch die Geschwindigkeit des Flugzeuges ist hier nicht relevant. Sie würde erst bei der Ermittlung der Geschwindigkeit über Grund (Groundspeed) eine Rolle spielen. ;)

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