Sonntag, März 19, 2006

Aircraft Sales: Wieviel A380 verträgt der Markt?


Ehemaliger Aircraft Sales Director von Airbus klärt auf

Airbus malt eine rosige Zukunft für seinen A380. Erstaunlich, dass gerade der ehemalige Chefverkäufer, Troy J. Tollen dies heute anders sieht. In seiner aktuellen Vorausschau (pdf-Datei, engl.) für die Marktbedingungen von Flugzeugen mit mehr als 400 Sitzen deckt Mr. Tollen Tendenzen auf, die in Übersee längst erkannt jedoch durch Airbus verschwiegen werden. Hier in die Kernaussagen in Deutsch:

Der A380 ist ein Nischenprodukt. Während Airbus in den nächsten 20 Jahren hofft, 700 bis 800 Flugzeuge seines Super-Jumbos zu verkaufen, rechnet Mr. Tollen mit lediglich 350 bis 390 Stück. Dann wäre der Markt gesättigt. Das Hauptverkaufsargument, die meisten Menschen werden künftig zwischen den sogenannten Hub-Airports (Frankfurt, London, New York, Hongkong) fliegen und von dort zu ihren eigentlichen Zielen weiterreisen in Verbindung mit den 20 Prozent niedrigeren Kosten pro Passagier wird sich in der Zukunft nicht bestätigen. Der Trend - wie von mir ebenfalls in früheren Artikeln schon aufgezeigt - geht klar zu Point-to-Point-Flügen. Die Fluggäste werden zum Beispiel nicht von von Ft. Lauderdale nach New York fliegen, dort in den A380 umsteigen, nach Frankfurt weiterreisen und noch einmal umsteigen um Stuttgart zu erreichen. Sie werden aus Kostengründen und Zeitersparnis den direkten Flug wählen. Boeing hat das erkannt, den 787 Dreamliner aufgelegt, der im nächsten Jahr schon fliegen soll und ihre am Markt befindlichen Modelle modernisiert und erweitert. In Kürze werden Ryanair, easyJet, Air Berlin, Jet Blue und weitere Low-Fare-Anbieter mit der Boeing 737-700ER günstige Transatlantikflüge als Point-to-Point anbieten.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Airlines, die hauptsächlich zwischen den Hubs operierten, zunehmend in finanzielle Bedrängnis gerieten (American, Delta, Northwest, United, Alitalia, KLM, Olympic, Garuda und Malaysian).

Zwischenzeitlich ist die Boeing 747 und auch der A340 immer mehr durch die Boeings 777-200ER/300ER, 767, 757 verdrängt worden. Die 777 erpspart den Airlines zum Beispiel 10 Prozent Kosten bei nur einem Prozent weniger Einnahmen.

Airbus dagegen hat aufgrund seines Prestige-Vogels A380 alle weiteren Modelle vernachlässigt und dadurch Schlüsselkunden, wie Air Canada, Qantas und Northwest verloren. Auch Lufthansa und Emirates tendieren inzwischen eher zu Boeings 787 "Dreamliner".

Der A350 ist gerade erst in der Planung. Die Entwicklung des A380 hat 12 Milliarden Dollar gekostet. Die wollen herein gespielt werden. Der Geschäftsplan sieht den Verkauf von 700 bis 800 Stück vor, geschätzt wurden sogar 1.200. Bislang hat Airbus jedoch lediglich 160 Maschinen unter die Leute gebracht. Weitere A380 sind für Japan (90), Air India (15), die Saudi's (15), British Airways (50) and Cathay Pacific (20) geplant. Das sind in der Summe jedoch keinesfalls 700 Maschinen. Hinzu kommt, dass Boeing in ihrer Kooperation mit Japan schon heute gute Voraussetzungen hat, ihre Boeings 777/787 zu platzieren.

Für die Zukunft wird wahrscheinlich Airbus das Monopol für Flugzeuge mit mehr als 400 Sitzen halten. Auch werden Flüge zwischen den Hub-Airports erfolgen, wo der A380 sich bewähren wird. Und sicherlich werden noch einige Aufträge von China, Indien oder Airlines aus dem Mittleren-Osten folgen. Des Weiteren wird United - sollte die Airline überleben - zu den Schlüsselkunden für die A350/A380 zählen, da United für ihr "Twin-Aisle"-Geschäft in Nordamerika die teuren Boeings 767/744 ersetzen muss.

Für die nächsten 20 Jahre sieht Mr. Tollen jedoch einen Markt von maximal 300 bis 400 Stück des A380.

Hinzu kommt, dass Boeing mit ihrem 787 Dreamliner die Airbus A330/A340 aus dem Markt drücken wird.

Durch ihren hauptsächlichen Fokus auf den A380 als Flagschiff und Zugpferd für die nächsten Jahre ist Airbus in den nächsten Jahren im "Twins-Aisle"-Markt sehr verwundbar.

Troy J. Tollen war von 1994 bis 1998 Aircraft Sales Director bei Airbus.

via A.net

Foto: Luftfahrt.net

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