Dienstag, Februar 14, 2006

Freiflug, Vogelschlag und der ganze Rest

Oder warum man nicht "underover" fliegen sollte

Der 08. April 2002 war ein sonniger Tag mit idealem Wetter für meinen ersten Solo-Flug oder wie Gerd, mein Fluglehrer meinte:"Viel zu leicht für Dich!". Wie immer hatte ich mich auf dem Flugplatz Grossenhain (EDAK) für das Wochenende einquartiert. 08.30 Uhr war Frühstück und "Einsatzbesprechung".

Ich muss dazu sagen, dass Gerd jahrelang Jagdflieger auf der MiG-21 geschult hatte und seine Erfahrungen und Methodik dementsprechend nicht hoch genug einzuschätzen sind.

Nach dem Frühstück also übernahmen wir gegen 09.00 Uhr die Maschine, eine Cessna 172. Ich sollte zum Aufwärmen noch einige Platzrunden mit Fluglehrer fliegen. Danach war der Crosscheck durch einen zweiten Fluglehrer angesetzt. Sollte dieser mich für würdig befinden, war gegen Mittag mein erstes Solo geplant.

Also, ließ ich die Maschine an und wir tuckerten mit 1.000 Umdrehungen zum Rollhalt "Charlie". Ich machte dort die letzten Checks und Gerd meldete über Funk unsere Abflugbereitschaft. Wir hatten keinen gemeldeten Verkehr und ringsum war alles frei. Da die Piste "Eins-Zwo" in Betrieb war, rollten wir zum Abflugpunkt auf der Bahn zurück. Wind vier Knoten aus 090 Grad meldete der Flugleiter. Ich schob den Gashebel nach vorn und ein paar Meter weiter waren wir schon in der Luft. Nun Abflug mit einer Linkskurve auf 030 Grad und Steigen auf 1.200 Fuss Platzrundenhöhe. Dann Kurs 300 Grad und Gegenanflug melden. In Höhe der Landbahnschwelle Vergaservorwärmung raus, Geschwindigkeit reduzieren und Klappen 10 Grad. Weiter fliegen! Einkurven in den Queranflug und Sinken mit 300 Fuss pro Minute. Klappen 20 Grad! Dann in den Endanflug kurven und etwas Seitenwind ausbalancieren. "Touch and go", Vergaservorwärmung rein und Vollgas. Nase hoch, Klappen stufenweise einfahren und auf ein Neues.


Nicht gemeldeter Verkehr

Beim zweiten "Touch and go", wir waren gerade wieder in der Luft aber noch über der Landebahn, sah ich plötzlich zwei schwarze Punkte in Zwölf-Uhr-Position, die schnell näher kamen. Nein, für Tornados waren sie zu klein. Zwei Krähen - ordnungsgemäss in "Zweier Kette" - hatten sich am Flugplatz nicht angemeldet und wollten im unerlaubten Tiefflug unseren Abflugsektor "Eins-Zwo" kreuzen. Ich dachte noch:"Die sind aber verdammt dicht dran.", da schoss die erste auch schon sehr nahe an unserer linken Tragfläche vorbei. Im Augenwinkel sah ich die zweite. Rrrummms!!! Ein dumpfer Schlag, Gerd und ich sahen uns an.


Freiflug

Die Maschine lag ruhig in der Luft und tat so als wäre nichts geschehen. Wir stiegen also auf Platzrundenhöhe und meldeten "Abschlusslandung". Tatsächlich, wir hatten eine Krähe erlegt und sie mit unserer linken Tragfläche halbiert. Die Beweise lagen auf der Runway.

Nach einer Zwangspause für die Räumung und zwei weiteren Platzrunden, radelte uns dann gemütlich Ralf, Fluglehrer und Chef der Fliegerschule entgegen. Flugschüler haben keine Verschnaufpause, also fliegender Wechsel und ich schipperte Ralf im Rahmen des Crosschecks durch zwei Platzrunden. Das geschafft, halten auf der Runway und Motordrehzahl in Leerlauf.

Jetzt sass ich allein in der Maschine und sie gehörte mir. Gashebel nach vorn und los. Im Gegenanflug hatte ich kurz Zeit und mir wurde die Situation erstmal bewusst. Allein in der Luft und keiner greift mehr korrigierend ein. Aber die Maschine und ich und alle Anzeigen waren dort, wo sie sein sollten. Da war auch schon querab die Schwelle der Landebahn und die hundertmal geübten Abläufe nahmen mich wieder in Anspruch. Ein Auge zum Flugplatz, damit der nicht verloren ging und ein Auge auf Fluglage und Instrumente. Im Endanflug sah ich dann einen kleinen Punkt rechts neben der Landebahn. Gerd, mein Fluglehrer beobachtete mit Argusaugen den Endanflug. "Sieht gut aus!" versprach mir seine Stimme über Funk und "Frank, Du fliegst meine Zigaretten spazieren!". So kam ich dann nach der zweiten Platzrunde zur Abschlusslandung und brachte die Zigaretten als meine "unfreiwilligen Passagiere" zu Gerd sicher zurück.


Und die Moral von der Geschicht? Undercover fliegt man nicht!

An Verkehrslandeplätzen herrscht nicht nur Platzrundenverkehr. Ähnlich der zwei Krähen nutzen Piloten sie gerne als markante Streckenpunkte. Natürlich nicht im Tiefflug. :) Wer sich vor Überflug an Flugplätzen oder generell auf Streckenflügen beim Fluginformationsdienst (FIS) anmeldet, bekommt Verkehrsinformationen und wird vom übrigen Verkehr eher wahrgenommen. Hören und gehört werden schafft Wissensvorsprung und dieser schafft Sicherheit! So haben alle am Luftverkehr Beteiligten genügend Zeit ihre Handlungen aufeinander abzustimmen.


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1 Kommentar:

Elias Rahmeyer hat gesagt…

Wir lernen aus unseren Fehlern, haben den Drang und Ehrgeiz uns stetig zu verbessern. Schön, dass du dein Erlebnis hier erzählt hast. Herzliche Grüße! Elias Rahmeyer