In 2004 behauptete die Zeitschrift Raum&Zeit
in einem Artikel, dass Flugzeuge auch über Europa ein Kondensat mit Aluminiumpartikeln und Bariumsalzen in die Atmossphäre sprühen, welche als sogenannte Chemtrails (chemische Kondensstreifen) sichtbar sind und die Gesundheit der Menschheit bedrohen. Wissenschaftler wollen damit der steigenden Klimaerwärmung entgegenwirken.
Vertreter der These begründen diese mit folgenden Argumenten:
- Die Kondensstreifen lösen sich nicht auf, wie diese es bisher immer getan haben.
- Zeitgleich fliegen Flugzeuge mit und ohne Kondensstreifen.
- Normale Kondensstreifen bewirken, daß man hier keinen Sonnenschein mehr genießen kann.
- Zeitgleich fliegen sehr viele Maschinen kreuz und quer, scheinbar ziellos, über bewohnte Gebiete.
- Diese Kondensstreifen bilden unnatürlichaussehende Wolkenbänke.
- Eine, ganze Landstriche abdeckende, weiß-graue Masse endet urplötzlich in gerader Linie wie abgeschnitten und dahinter wird ein toller blauer Himmel sichtbar.
- In einer Wolkenformation entstehen kurze s-förmige Regenbögen.
- Gibt es einen besonderen Grund, warum in den gängigen Medien mit keinem Wort über diese Sprüheinsätze berichtet wird?
- Im Internet gibt es viele Fotos.
Wenn man auch nur ein bisschen gesunden Menschenverstand anwendet, lassen sich alle "Argumente" plausibel erklären.
Zu 1.:
Kondensstreifen bestehen aus kleinen Wassertröpfchen auch Wasserdampf genannt, genau wie die Wolken. Wie lange sie am Himmel bleiben, hängt von der Wasserdampf-Aufnahmefähigkeit der umgebenden Luft ab. Das ist unterschiedlich. Warme Luftmassen können mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte. Ebenso können schon mit Wasserdampf gesättigte Luftmassen weniger Feuchtigkeit aufnehmen. So kann man Tagen mit hoher relativer Luftfeuchtigkeit die Kondensstreifen länger beobachten als an sehr trockenen Tagen.
Zu 2.:
Die Atmosphäre besteht aus Luftschichten. In der Regel sind die unteren wärmer als die oberen. Wie gesagt, warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf, als kältere. Nun fliegen Flugzeuge, gerade in Regionen mit stärkerem Verkehrsaufkommen, nicht alle in der selben Höhe. Einige fliegen in Luftschichten, die noch Wasserdampf aufnehmen können. Diese Kondensstreifen lösen sich schnell auf. Andere fliegen in Luftschichten die schon gesättigt sind, deren Kondensstreifen bleiben länger bestehen, bis sie auf Luftmassen treffen, die den Wasserdampf aufnehmen können.
Zu 3.:
Das ist so, wenn die Sonne durch Objekte, wie Wolken, Mond , Bäume oder Hochhäuser, verdeckt wird. Dann steht man im Schatten.
Zu 4.:
Piloten benutzen Luftstrassen (Airways) und fliegen über markante Punkte der Umgebung (Waypoints). An diesen Punkten, wie zum Beispiel Verkehrsflughäfen, kreuzen sich die Flugrouten. Daher bilden die Kondensstreifen schöne faszinierende Muster aus, gerade in der Dämmerung.
Zu 5.:
Die Atmospäre ist ständig in Bewegung, manche sagen auch Wind dazu. Kann die einen Kondensstreifen umgebende mit Wasserdampf gesättigte Luftmasse die Feuchtigkeit nicht aufnehmen, dann bleibt der Kondensstreifen erhalten, der Wind spielt mit ihm und zaubert manchmal bizarre Formen.
Zu 6.:
Das nennen die Meteorologen eine Front. Fronten sind abrupte Grenzen zwischen verschiedenen Luftmassen, die unterschiedliche Temperatur, Luftdruck und/oder Windrichtung haben. Die bekanntesten sind die
Warmfront mit steigender Temperatur, geschlossener meist niedriger Wolkendecke und lang anhaltenden ergibigen Niederschlägen sowie die
Kaltfont mit im Sommer niedrigeren Temperaturen, Schauern und Gewittern.
Zu 7.:
Ein
Regenbogen erscheint immer dann, wenn kondensierte Wassertröpfchen in der Atmosphäre das Sonnenlicht brechen. Dabei muss die Lichtbrechung nicht immer bei Regen an der Erdoberfläche erfolgen. Auch ist nicht alles, was am Himmel bunt schimmert, ein Regenbogen.
Zirkumzenitalbogen,
Halo und
Glorie sind ebenfalls sehr schön anzusehen. Noch schöner ist, man braucht kein Flugzeug für ihre Entstehung, sondern muss nur einmal öfter nach oben schauen.
Zu 8.:
Ja. Es gibt die Sprüheinsätze nicht.
Zu 9.:
Fotografen und Meteorologen wissen um die faszinierenden Himmels- und Wettererscheinungen. Deshalb gibt's auch so viele Bilder.
Damit dürfte der Mythos "Chemtrails" total zerstört sein. ;)
Foto: © Bernhard Mühr (
Wolkenatlas)
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