Samstag, Februar 18, 2006

Flughafen Salzburg vs Spottergemeinde


Die Wellen schlagen höher. In diversen Spotter-Foren wird der offene und beleidigende Brief von Richard Schano, Leiter Unternehmenskommunikation des Flughafens Salzburg gegen die Privatperson eines bayerischen Spotters heftig diskutiert. Worum es konkret geht weiss niemand. Alle Beteiligten halten sich bedeckt. Soviel schon mal zu Thema Kommunikation! Hier meine aktuellen Erkenntnisse und einige Gedanken zu dem Streit:

Wie schon berichtet, fotografierte ein Spotter aus Bayern am 07. Januar 2006 auf dem Flughafen Salzburg eine rollende Ilyushin IL-96 der Fluggesellschaft KrasAir. Die Szene zeigt zudem einen Bus, vollbesetzt mit Passagieren in der Nähe des riesigen linken äusseren Triebwerkes der Maschine. Ich habe ein ähnliches Foto gefunden und veröffentliche es zum Zwecke der Dokumentation. Was hatte der Bus dort zu suchen? Flugzeuge haben "Vorfahrt" vor Bodenfahrzeugen. Nach Aussagen von Augenzeugen war es nur der Umsicht des russischen Piloten verbunden mit einer Notbremsung seiner Maschine zu verdanken, dass es hier zu keiner Kollision kam.

Der besagte Spotter veröffentlichte sein Foto mit einem kritischen Kommentar bei Aviation Friends Munich e.V. (AFM). Aus Sensationslust, wegen Trefferquoten? Wohl kaum! Wenn man sich seine sonstigen Fotos anschaut, wird schnell klar, die bewusste Szene hatte den Fotografen (zu Recht) nachdenklich gemacht. Ob der Brisanz dieses Fotos bzw. des Kommentars drängten darauf hin Salzburger Spotter den Münchner Verein das Foto wieder aus dem Netz zu entfernen, was drei Tage später geschah. Welche Motivation hatten die Salzburger Spotter? Nun, genau an diesem Wochenende kam es zu Streitigkeiten zwischen Anwohnern und Spottern wegen falsch parkenden Autos und herumliegenden Mülls. Der Flughafen sah sich daraufhin mit Beschwerden konfrontiert. Und jetzt noch ein brisantes Foto im Internet. Das war den Salzburgern dann doch zuviel, man fürchtete um seine liebgewordenen Privilegien am Flughafen und wollte lieber den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Zu spät!

In der März Ausgabe der Luftfahrt-Fach-Zeitschrift Aero International erschien der schon erwähnte offene Brief ohne Kommentar der Redaktion und ohne eines vorherigen Versuches der Klärung zwischen beiden Parteien. Unverständlich die Haltung der Redaktion, die beteuert: "Natürlich veröffentlichen wir nicht jeden an uns gesandten (offenen) Brief". Wohl aber einen dubiosen, beleidigenden, verletzenden, ja sogar widerrechtlichen Leserbrief. Zudem noch ohne Foto und Kommentar, die Leser hätten sich ja ein anderes Bild, als in diesem Brief gezeichnet, machen können. Ich unterstelle hier bewusste Verzerrung der Tatsachen, im schlimmsten Falle sogar Korruption. Vielleicht gab es Druck oder besondere Streicheleinheiten durch den Flughafen Salzburg? Vielleicht wollte man den Spottern eins auswischen? Wer weiss!

Die Entrüstung seitens der Spottergemeinde kennt keine Grenzen. Jedoch, man gibt klein bei, in der Hoffnung die Wogen zu glätten. Sollte der Flughafen Salzburg seine Drohung wahr machen und alle Flughäfen gegen die Spottergemeinde aufhetzen, wäre es wahrscheinlich vorbei mit schönen romantischen Flugzeugfotos. Oder doch nicht? Der Flughafen Salzburg rudert inzwischen zurück und beteuert, man sei weiterhin an einem guten Verhältnis zur Spottergemeinde und auch an kritischen und aufdeckenden Fotos interessiert. Aha! Aber bitte schön nicht in der Öffentlichkeit. Man könnte ja unter Druck geraten, seine Fehler zu bereinigen. Fehler in aller Stille angegangen und nicht beseitigt, ist wesentlich komfortabler, weil leichter unter den Tisch zukehren.

Was sagt der Leiter Unternehmenskommunikation, Richard Schano dazu? Gar nichts. Er hüllt sich in Schweigen und kommuniziert nicht. Einer Aussage zufolge wurde inzwischen ein Mitarbeiter des Bodenpersonals entlassen, weil er sich kritisch äusserte. Das gibt zu denken. Offensichtlich tut man sich in Salzburg schwer mit Kritik. Bleibt im Sinne der Flugsicherheit zu hoffen, dass das Management des Flughafens zur Vernunft kommt, bevor noch schlimmeres passiert, als eine Beinahekollision.

Dass man im Gegenzug keine Zäune zeschneidet, seinen Müll nicht irgendwo fallen lässt und sich an die Verkehrsregeln hält, sollte selbstverständlich sein.

Ach ja, noch etwas zu denjenigen, die da den Spottern Sensationshascherei vorwerfen. Ein Bild spricht mehr als tausend Worte und in der Berichterstattung der Medien werden nun einmal auch solche Fotos zum Zwecke der Dokumentation benötigt. Pressefotografen können nicht überall sein, daher gehört für mich "Spotting" ebenfalls zur journalistischen Tätigkeit, abgedeckt durch Artikel 5 des Grundgesetzes.

Foto: austrianaviation.net

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