Dienstag, September 25, 2007

Kerosinverbrauch des Airbus A380

enviro.aero sagt: Der Treibstoffverbrauch des Airbus A380 würde künftig unter drei Litern pro 100 Personenkilometern liegen, was rekordverdächtig ist. Andere Quellen meinen, nee nee, es sind so um die 3,3 Liter pro 100 Personenkilometern. Wer hat Recht? Rechnen wir mal:

Standardvariante A380-800

Gegeben (Basis Airbus):
Ausfliegbare Treibstoffkapazität: 310.000 Liter (247.502 Kilogramm)
max. Sitzplätze: 555
max. Reichweite mit max. Passagierzahl und Gepäck ohne Holding und Diversion: 14.800 Kilometer
Angenommene Holding Speed (caas.gov.sg): 250 Knoten = 463 Kilometer / Stunde (abhängig vom Holding Level)
Holding: 30 Minuten = 0,5 Stunden
Trip Fuel Allowance: 5 Prozent
Diversion (Umweg): 200 Nautische Meilen = 370,4 Kilometer

Gesucht:
Treibstoffverbrauch pro 100 Personenkilometern

Lösung:
Holding Distance
463 Kilometer / Stunde x 0,5 Stunden = 231,5 Kilometer

Mögliche Reichweite inklusive Holding und Diversion; ohne Trip Fuel Allowance
(14.800 + 231,5 + 370,4) Kilometer = 15.401,9 Kilometer

Ausfliegbarer Treibstoff abzüglich 5 Prozent Trip Fuel Allowance
310.000 Liter - 310.000 Liter x 5/100 = 294.500 Liter

294.500 Liter / (15.401,9 Kilometer x 555 Passagiere) x 100
= 3,44 Liter pro 100 Kilometer und Person (inklusive Gepäck)

Würde man nun 853 Passagiere in den A380-800 unterbringen, sinkt die Reichweite auf einen derzeit unbekannten Wert. Eine Aussage über deren Treibstoffverbrauch ist im Moment nicht möglich. Airbus plant zudem eine Variante des A380 mit grösserer Reichweite, die mehr Passagiere transportieren soll. Damit würde sich das Nutzlast-Leergewicht-Verhältnis weiter verbessern und der Kerosinverbrauch könnte unter drei Litern pro 100 Personenkilometer sinken. Die endgültigen Daten liegen jedoch noch nicht vor, so dass derzeit keine konkrete Kalkulation und Aussage möglich ist.

Update - 28.09.2007
Gemäss Airbus sind in der sicheren max. Reichweite bereits berücksichtigt:
"Typical International Flight Profile ISA / No Wind: 5% Trip Fuel Allowance, 30 min Holding, 200 nm Diversion"
Es sollte grundsätzlich alles drin sein, was muss. Aber die Angaben sind nur zur Info und können zu denen in den "Operating Manuals" (Flughandbücher) für die einzelnen Airlines abweichen. Die ausfliegbare Treibstoffmenge bestimmt die max. sichere Flugzeit nach Abzug des Treibstoffes für Taxi, Start, Landung und Sicherheitsreserven. Daraus ergibt sich unter Berücksichtigung des Windes (hier ohne Einfluss) die maximale Entfernung.

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11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"310.000 Liter (247.502 Tonnen)"

Gefährlich, bei 3 Nachkommastellen statt eines Dezimalkommas einen Punkt zu verwenden! Besonders, wenn du kurz zuvor einen Tausendertrennpunkt verwendest. Hat mich kurz verwirrt. Aber nur kurz.

Frank Kerkau hat gesagt…

Wenn ich meine Korrektur-Leser nicht hätte... Du hast wieder recht:

310.000 Liter Kerosin wiegen 247.502 Kilogramm oder halt 247,502 Tonnen.

Anonym hat gesagt…

Hallo

Interessante Rechnung, die aber einen nicht ganz unwesentlichen Fehler enthält: die "ausfligebare", also total Tankkapazität wird aber selbst bei der vollen Reichweite NIE ausgeflogen. Die Gesamt-Reichweite wird nämlich mit verschiedenen, im Tank verbleibenden Reserven erreicht. Das ist so bei sämtlichen Verkehrsflugzeugen. Wieviel die Reserven im Falle des A380 sind, kann ich dir nicht sagen, sie betragen aber auf jeden Fall mehrere Tonnen...

Beste Grüsse,
G!
www.airbuspilot.ch

Frank Kerkau hat gesagt…

Die Zahlen beziehen sich auf das international typische Flugprofil. Ich hätte es mit angeben sollen. Hab's ergänzt.

Anonym hat gesagt…

Hallo

Vielen Dank für die Info. Wenn ich die Erklärung von Airbus richtig verstanden habe, müssten also von den 310'000 Litern die 5% Trip und die 30min Holding abgezogen werden, wobei ich einmal mehr nicht wüsste, was das in Litern/Tonnen ausmacht...

Frank Kerkau hat gesagt…

Fertig! :-)

Anonym hat gesagt…

"Nitpick" ;-) Modus ein:

Wobei das natürlich Optimal-Werte sind. Im Normalbetrieb fliegt so ein Ding ja selten nur Strecken, die exakt seiner Reichweite entsprechen, sondern so weit, wie Start und Ziel nunmal voneinander entfernt sind. Wenn also, sagen wir mal, die Strecke tatsächlich z.B. "nur" 10.000 km ausmacht, statt theoretisch möglicher 14.800, fällt der hohe Verbrauch beim Start stärker ins Gewicht. Das unterschiedliche Gewicht (geringerer Tankinhalt) ebenfalls. Auch "sinnloses" Warteschleifen-Drehen, weil gerade kein Landeslot frei ist, schraubt erheblich an der Bilanz.

Die interessante Frage wäre also eigentlich: was verbrauchen Flugzeuge durchschnittlich im normalen Betrieb - und nicht in optimierten, theoretischen Szenarien. Das sollte eigentlich nicht nur durch das Führen langfristiger Statistiken, sondern auch mittels mathematischer Modelle zu klären sein.

Frank Kerkau hat gesagt…

Genau! Hinzu kommt noch, dass die zum Start notwendige Triebwerksleistung auch von den Umgebungsbedingungen abhängt, wie z.B. Höhe des Flughafens, Lufttemperatur, was ebenfalls den Treibstoffverbrauch beeinflusst. Was und wie sollte aber in der Dokumentation zum Flugzeug drinnen stehen.

Anonym hat gesagt…

Das klingt ja recht plausibel, aber ich bezweifle stark, dass der A380 bei voller Kabine mit den 310.000 litern abheben kann. Denn das Gewicht liegt beim Start garantiert jenseits des MTOW (=max. Startgewicht)! oder?!

Anonym hat gesagt…

ich habs nur grob "überflogen "aber die reisegeschwindigkeit liegt auf langstrecken bei ca 850bis950 km/h
wen interresiert dan eine messung
bei 450km/h ??

Anonym hat gesagt…

Diese Rechung ist einfach völlig schön gerechnet und vollkommen an der Realität vorbei es ist mindestens doppelt so viel Verbrauch auf 100 Personenkilometer als gerechnet.

1. Grund die schön erwähnte Geschwindigkeit 450km/h anstatt 800-950km/h jeder Autofahrer kennt den Mehrverbrauch seines PKW bei schnellerer Fahrt.

2. Grund der Start benötigt im Durchschnitt gesehen den meisten Treibstoff. Und nur sellten kommt schon die Reichweite von 15'000km ohne Zwischenlandung bedeutet das immer mit einer Landung nach der hälfte der Reichweite eingerechent werden muss.

Daten von den Fluggesellschaften wären mal von Interesse > Betankung über den Zeitraum eines Jahres und dazu dei Anzahl der von den Mitfliegenden Passagieren denn die Rechnung geht auch nur auf wenn ein Flugzeug voll besetzt ist dies immmer das Fall ??

Der Michael