Sonntag, Januar 29, 2006

Ein 60 Millionen Dollar Coup im Eis


Im Zuge der Operation Bolero wurden während des Zweiten Weltkrieges amerikanische Kampfflugzeuge und Bomber (B-17 und P-38 Lightning) nach Grossbritannien überführt. Die Route führte über den Nordatlantik zu zwei britischen Flugplätzen auf Island. Damit sollte der durch deutsche U-Boote gefährliche Seeweg umgangen werden. Bis dahin hatte noch nie ein Flugzeug eine solche Überführung gewagt. Nach Vergrösserung ihrer Zusatztanks im Jahre 1941 war die P-38 technisch fähig, eine solche Strecke ohne grössere Probleme zu bewältigen. Gemäss Anweisung des amerikanischen Oberkommandos sollten fünf Geschwader mit je 85 Flugzeugen auf direktem Weg nach Island überführt werden. Wenn auch die Technik dies erlaubte, so erwarteten die amerikanischen Piloten natürliche Hindernisse. Es gab für diese Route keine Wetterdaten. Der Funk konnte plötzlich ausfallen. Behelfslandeplätze für Notfälle waren noch im Bau. Die Nähe zum Nordpol verursachte Störungen bei der Navigation. Das Wetter und die Windverhältnisse konnten sich ohne Vorwarnung plötzlich verschlechtern. Hinzu kamen die Störsender der deutschen Luftwaffe. Die ersten Flüge verliefen jedoch ohne Zwischenfälle. Aber am 26. Juni 1942 verlor das 97. Bombergeschwader vier Flugzeuge aufgrund plötzlicher Wetterverschlechterung.


Sicherheitslandung im Eis

Am 14. Juli 1942 starteten sechs P-38 Lightning und zwei B-17 Bomber von Ost-Grönland mit dem Ziel Island. Die B-17 flogen als Geleitschutz zur Unterstützung der Navigation, da ihre Instrumente eine grössere Reichweite hatten. Die P-38 sollten lediglich den Bombern folgen. Die Piloten ahnten jedoch nichts von einer sich rasch nähernden Schlechtwetter-Front. Aufgrund schlechter Sichtverhältnisse und dem Ausfall von Navigationsgeräten der B-17 kam die Gruppe vom Kurs ab. Nach acht Stunden versuchten die Piloten umzukehren und zu dem Flugplatz, von dem sie gestartet waren, zurückzukehren. Doch den P-38 wurde der Treibstoff knapp. Die Piloten entschieden sich bei den Koordinaten 65 Grad Nord und 40 Grad West zu einer Sicherheitslandung, solange noch die Motoren liefen. Die erste Maschine versuchte aufgrund von Spalten und Rissen im Eis durchzustarten, aber die Motoren froren ein und das Flugzeug kam nicht mehr vom Boden weg. Der Pilot wurde, wie durch ein Wunder, nur leicht verletzt. Den anderen fünf P-38 glückte die Landung. Die B-17 kreisten noch einige Zeit darüber und gaben die Position durch. Die gelandeten Piloten wurden am 17. Juli 1942 gerettet.
Die Operation Bolero wurde fortgesetzt und schon im August 1942 erreichten 164 P-38 Kampfflugzeuge britische Flugplätze.


Lost Squadron Recovery

Die sechs P-38 - fünf davon noch völlig intakt - wurden nach dem Krieg manchmal von Besatzungen bei Flügen auf der Transatlantikroute gesichtet. In den 60iger Jahren jedoch begannen sich die Flugzeuge, sauber geparkt, im Eis zu senken. Heute sollen sie sich in unbekannter Tiefe befinden, vom Eis eingeschlossen. Ein Bergungsteam um den Berliner Journalisten, Dieter Herrmann (50) soll ab Mai 2007, sobald die Polarnacht vorüber ist, beginnen die Schätze zu heben. Dieter Herrmann ist selbst begeisterter Flieger und hat als Frachtflieger in Kolumbien und als Krankenflieger in der Türkei über 6.000 Flugstunden gesammelt. Das Unternehmen wird durch ein dänisches Bergungsteam und internationale Sponsoren unterstützt. Geplant ist, die fünf noch intakten Maschinen im Eis zu demontieren, zu bergen, wieder zu montieren und rauszufliegen. Es klingt wie ein Märchen. Kann jedoch wahr werden. Ein amerikanisches Team bewies in den 80iger Jahren, dass genau das funktioniert. Die damals geborgene Maschine hat inzwischen nach ihrer Bergung hunderte von Flugstunden absolviert. Glück für Dieter Herrmann und sein Team, die Amerikaner zerstritten sich und liessen die restlichen Flugzeuge unbehelligt. Die Bergungsaktion ist mit 2,5 Millionen Dollar kalkuliert. Der Marktwert einer intakten P-38 Lightning liegt im Bereich zwischen 12 - 14 Millionen Dollar.

via Berliner Morgenpost, P-38 Lightning Online und Lost Squadron Recovery

Foto: Public Domain


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