Samstag, Juni 17, 2006

EADS: Zu viele Piloten im Cockpit

Zu viele Köche verderben den Brei. Vor allem, wenn sie staatlich ferngesteuert nationale Interessen in einem multinationalen Konzern, wie EADS, wahren wollen. EADS ging aus dem Zusammenschluss von DaimlerChrysler Aerospace (DASA), der französischen Aérospatiale-Matra und der spanischen Construcciones Aeronáuticas S.A. (CASA) hervor. Vor diesem Hintergrund ist es interessant zu wissen, dass heute nur deutsches und französisches Management sich die Lenkung der Geschicke des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns teilt. Aber auch das scheint noch zuviel des Guten. Statt sich auf das Unternehmen zu konzentrieren, beschäftigt sich das Top-Management lieber mit sich selbst, eine wohlbekannte und in Europa weit verbreitete Krankheit. Machtkämpfe, Nationalstolz und staatliche Einflussnahme, Frankreich hält 15 Prozent der Aktien, sind an der Tagesordnung. Leid tragende sind, wie immer, die Kleinaktionäre. So notiert die EADS-Aktie heute in Frankfurt mit 19,81 Euro nur knapp über der Erstnotierung (18,30 Euro, Ausgabepreis 19 Euro) bei ihrem Börsenstart im Jahre 2000. Die Probleme ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Konzerns. Der leistungschwache Eurofighter ist überteuert, die Ariane V floppte bei ihrem Erststart, weil fälschlicherweise die Software der Ariane IV verwendet wurde, ein vollbesetzter Airbus A320 stürzte bei Habsheim in einen Wald als die neue Fly-By-Wire-Steuerung versagte (Warum wohl wurden hier Cockpit-Voice-Recorder und Flugdatenschreiber ausgetauscht?), die gesamte Produktpalette von Airbus wurde aufgrund des umstrittenen Prestige-Projektes A380 vernachlässigt und der A350 am Markt vorbei entwickelt. Eigentlich alles handfeste Gründe für die Grossaktionäre über die Konzernstrategie und -aufstellung nachzudenken. Wenn, ja wenn nicht da der Schatten des nationalen Interesses wäre, über den zu springen, man es nach sechs Jahren immernoch nicht schaffte. Stellt sich zu allerletzt die Frage, was ist das Hauptinteresse eines Aktionärs, sein Land zu vertreten oder Geld zu verdienen? Und nebenbei, ein am Markt gut positioniertes berechenbares Unternehmen, welches Wert schafft, tut nicht nur seinen Anteilseignern gut, sondern auch seinen Mitarbeitern. ;)

via NZZ Online

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