Dienstag, Januar 02, 2007

Schäuble vs Airbus A380 oder Warum Gewalt gegen Flugzeugbedrohungen keine Lösung ist

Ich zitiere den Gesetzentwurf des Innenministeriums:
"Außer zur Verteidigung sowie zur unmittelbaren Abwehr eines sonstigen Angriffs auf die Grundlagen des Gemeinwesens dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zulässt (künftig Artikel 87 a Absatz 2 GG)"
Klingt doch gut! Der Handlungsspielraum der Bundeswehr wird weiter eingeschränkt. Oder doch nicht? Diese Formulierung, sollte sie je in Kraft treten, ist die Blanko-Lizenz zum Töten. Aber schauen wir uns mal die Wirkung an:

Von Kleinflugzeugen der Allgemeinen Luftfahrt rede ich hier nicht. Bei denen donnert der Eurofighter einmal drüber und dessen Turbolenzen drehen die Kleinen auf den Rücken, wie einen Marienkäfer im Sommer. Nein, ich rede hier von der Möglichkeit, dass ein A380, vollbesetzt, also mit mehr als 550 Unschuldigen Seelen an Bord ins Visier von deutschen Kampfpiloten gerät. Was glauben Sie, wie lange ein Airliner in Deutschland braucht, um eines der grossen Ballungszentren zu erreichen? Schauen Sie sich die Karte an und rechnen Sie es nach! Ein Passagierjet fliegt mit 800 Kilometern pro Stunde. Der braucht für eine Strecke von 100 Kilometern nur 7,5 Minuten. Und wie lange brauchen die Krisenreaktionskräfte, um ihre Vögel in Luft zu bringen und das Ziel zu erreichen? Na, dämmerts?

Weiter! Als Terrortrottel weiss ich das. Um das Risiko des Fehlschlages weiter zu minimieren, komme ich mit dem Vogel von aussen. Von der Grenze bis Berlin brauche ich jetzt nur noch 4,5 Minuten. Von der Grenze bis Hamburg ist die Vorwarnzeit gleich Null. Von Süden nach München und von Westen ins Ruhrgebiet geht's ähnlich schnell. Na?

Stöbern wir weiter in der Trickkiste! Ich Terrortrottel hab geschlafen und mein Plan wurde entdeckt. Die Eurofighter hängen mir am Hintern. Aber huch, schiessen können sie nicht. Die Maschine fliegt in einer Höhe von 12 Kilometern. Und jetzt kommt die Ballistik ins Spiel gemeinsam mit dem Zufall. Versuchen Sie mal einen vierstrahligen Passagierjet, mit den niedlichen Luft-Luft-Raketen eines Kampfjets abzuschiessen! Da kann der Typhoon sein ganzes Arsenal verballern, ein Super-Jumbo fällt deswegen nicht sofort runter. Der fliegt auf einer schulbuchmässigen ballistischen Bahn, wenn er denn tödlich getroffen wurde.

Und noch? Ja aber..., könnte der Einwand lauten, diese ballistische Bahn kann ja berechnet werden. Bitte? Was glauben Sie wieviel Zeit Ihnen dafür bleibt. Und? Wer sagt Ihnen, dass die Maschine sofort ihre komplette Flugfähigkeit verliert? Mir als Terrortrottel genügt es, ein Ballungszentrum zu erreichen.

Joaaa, und Abschuss durch eine grösseren Boden-Luft-Rakete? Hihi, auch das kann ich umgehen, indem ich mich möglichst lange auf der geplanten Flugroute aufhalte und den Transpondercode "7600" (Funkausfall) wähle. Dann hab ich alles Geleit der Welt und brauche mich mit niemandem unterhalten. Also müssen sie die Jäger starten, um zu gucken, was los ist. Aber damit hab ich wiederum den besten Schutz vor Boden-Luft-Raketen, wöllten sie ihre eigenen Leute nicht gefährden. Ziehen sie die Jäger zum Finalen Schuss ab, mache ich derweil was ich will. Und ich gewinne Zeit, viel Zeit.

Das alles gilt jedoch für den Fall, dass zum Zeitpunkt X sofort feststeht, was die Terrortrottel vor haben. Aber wer weiss das schon? Jede Verzögerung durch irgendwelche Nachforschungen, Vergewisserungen und was weiss ich nicht noch alles, bedeutet Erfolg des Anschlages. Bleibt also nur noch der präventive Abschuss auf Verdacht. Aber das erklären Sie mal den Müttern!

Fazit:
Im dünn besiedelten Amerika kann ein Schutz von Bushs Hütte vor einem Angriff aus der Luft vielleicht noch funktionieren. Über dem dicht besiedelten Deutschland jedoch auch nur darüber nachzudenken, zeugt von Verlust der Realität oder besser ausgedrückt, Sie können über Deutschland abschiessen wann immer und wen Sie wollen. Die Unglücksmaschine wird in jedem Fall am Boden für einen Alptraum sorgen.

Eine letzte Frage, würde sich die Politik ohne den Flugunfall in 2005 auf der Wiese vor dem Reichstag genauso für den Schutz und das Wohlergehen ihrer Wähler einsetzen?

Update - 02.01.2007:
Hier gibt's die Alternativen und hier die kühlen Köpfe.

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2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Servus!
Das kennt man doch, purer Aktionismus um die Bild-Leser zu beruhigen! Sich darüber aufregen bringt also gar nichts, solange die unfähigen Tr....l ihr Unwesen treiben dürfen.

Frank Kerkau hat gesagt…

Jo, ich hatte wohl die Links zur vernünftigen Lösung und zu den Besonnenen vergessen, hab sie aber nun ergänzt. Sorry. ;)