Montag, Januar 09, 2006

Airbus A380: Worst Case


Ich bin Pilot und Ingenieur, daher verstehe und achte ich die Leistungen, die Liebe und das Know How, welches in der Entwicklung und im Bau des Airbus A380 stecken. Dieser Flieger ist zweifellos ein Meilenstein in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Mit seinen - gemäss Airbus - 555 Plätzen für Passagiere oder 583 Insassen inklusive Crew eröffnet er neue Möglichkeiten und trägt der Umweltentlastung, der Ökonomie und des künftigen Passagieraufkommens in einem stark wachsenden Markt Rechnung.

Aber ich bin auch Kreditbanker. Und als dieser sehe ich Risiken, worst case, wie wir sagen. Eine Grundregel im Anlage- wie auch im Kreditgeschäft ist die Risikostreuung, Stichwort:"Diversifikation". Kein vernünftiger Investor wird sich nicht die Aktien nur eines Unternehmens ins Depot legen und keine Bank der Welt ist gut beraten, in ihrem Kreditportfolio lediglich einen Kreditnehmer zu führen.

Auf die Luftfahrt angewendet bedeutet dies, dass die Verteilung der Passagiere auf mehrere Luftfahrzeuge sinnvoller ist, als deren Konzentration auf nur ein Flugzeug. Ich male jetzt ganz bewusst schwarz. Gemäss Spiegel Online könnte der A380 auch als Variante für 1000 (in Worten: Eintausend) Passagiere angeboten werden. Abgesehen vom Rückfall in den normalen Ferienflieger-Standard, welcher den A380 für die betroffenen Passagiere nur noch als "plain vanilla"-Flieger erscheinen lässt, sehe ich ein weiteres, viel ernsteres Problem. Wenn so ein Vogel runter fällt, gibt es auf einen Schlag 1000 (in Worten: Eintausend) Opfer. Ich spreche hier nicht von Toten, nur von Opfern. Und das wäre der Preis der Wirtschaftlichkeit. Meines Erachtens ist dieser zu hoch. Airbus sollte sich das genau überlegen, auch ob des Unternehmensimages. Denn gemäss Statistik ist auch ein A380 - sei er noch so gut und sicher konzipiert - nicht vor technischem und menschlichem Versagen gefeit.


Worst Case:

Bei dem bislang schwersten Flugunfall in der Geschichte der Luftfahrt kamen 1977 auf dem Flughafen Los Rodeos, Teneriffa 583 Menschen ums Leben. Damals waren zwei Jumbos nötig um das zu erreichen. Nicht auszudenken, wenn an solch einer Tragödie zwei A380 mit je 1000 Insassen beteiligt wären.

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Foto: luftfahrt.net

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